Vatertag, Herrentag oder Christi Himmelfahrt, jeder sieht etwas Anderes an diesem Feiertag. Merkwürdig ist vor allem, dass diesen drei verschiedenen Bezeichnungen grundverschiedene Konzepte zugrunde liegen, und völlig unverständlich ist, wie sich im Laufe der Entwicklung, diese zu einem zusammengeführt haben. Es gibt dabei sicherlich regionale Unterschiede. Während in Ostdeutschland überwiegend von "Herrentag" die Rede ist, wird in West- und Norddeutschland gerne vom "Vatertag" gesprochen. Christen natürlich feiern die "Himmelfahrt" (also die Auferstehung) ihres Herrn. Dies ist uns Anlass, einmal genauer hinzuschauen. Wir stellen die historischen Gründe daher systematisch dar.
Christi Himmelfahrt ist eins der ältesten und wichtigsten christlichen Feste. Es heißt, dass Jesus Christus 40 Tage nach seiner Auferstehung seinen Jüngern begegnete. Bei der letzten Erscheinung steigt er „zur Rechten Gottes“ in den Himmel auf. Seit dem Mittelalter gibt es viele Bräuche zu Christi Himmelfahrt. Zum Beispiel zogen Geistliche eine Christusfigur in das Kirchengewölbe. Von oben regnete es anschließend Blumen, teilweise wohl auch Heiligenbilder. An manchen Orten gab es auch Flurumgänge. Der Brauch verkam jedoch immer mehr zum übertriebenen Alkoholgenuss, weshalb die Kirche ihn im Zuge der Reformation bekämpfte.
Um 1900 herum begannen überwiegend alleinstehende Männer aus dem Berliner Raum, zu Christi Himmelfahrt Gruppenausflüge zu unternehmen. Da es in Berlin viele schlecht untergebrachte Männer gab, trafen diese sich am meist schon wärmeren Feiertag, um gemeinsam Alkohol zu trinken und etwas zu unternehmen. Dies bildete den Grundstein des "Herrentags" in Deutschland. Christi Himmelfahrt wurde in der DDR 1967 abgeschafft, doch die Tradition blieb. Noch heute sind diese Touren, meist mit Fahrrad und einem Bollerwagen voller Alkohol besonders in Nord- und Ostdeutschland verbreitet. Mit Vaterschaft hatte dies allerdings niemals etwas zu tun.
Zu Ehren ihres Vaters rief 1910 die US-Amerikanerin Sonora Louisa Dodd den Vatertag ins Leben. Ihr Vater William Smart kämpfte im Sezessionskrieg und war ein Bürgerkriegsveteran. Nach dem Tod seiner Frau kümmerte er sich allein um die sechs Kinder. Um ihm dafür zu danken, organisierte sie die Bewegung zu Ehren der Väter. Am 19. Juni 1910 wurde in Spokane/Washington gefeiert. Der Ehrentag verbreitete sich schnell in den gesamten USA. Bereits 1924 forderte der damalige Präsident Calvin Coolidge die Bevölkerung auf, den Tag zu feiern. Zwei Jahre später gründete sich in New York ein „National Father´s Committee“, welches den Vatertag als nationalen Feiertag einführen wollte.
In den letzten Jahren entwickelte sich der "Herrentag" teilweise auch zu einem Familientag. Bei Wanderungen nehmen die Männer auch ihre Frauen oder Freundinnen mit und bei Erlebnisausflügen ist die ganze Familie dabei. Es gibt dadurch ein langsames Umdenken, bei dem nun tatsächlich Väter im Mittelpunkt stehen. Wie auch am Muttertag basteln kleine Kinder häufig Vatertagsgeschenke oder lernen Gedichte auswendig. Dies hat vermutlich seine Ursache in der Werbung durch die Unternehmen, die ein passendes Pendant zum Muttertag suchen, wobei es im Gegensatz zu diesem keinerlei offizielle politische Agenda gibt.